Aber es kam kein Anschiss oder sonstige disziplinarische Maßnahme vom Kommandanten, sondern er brauchte meine Hilfe.
Gerade von einem Seminar zurück, lag auf seinem Schreibtisch ein Telegramm, dass er sofort nach Wilhelmshaven, zur nächsten Einsatzbesprechung kommen solle.
Nun fehlte ihm indes die Zeit, vorher bei seiner Bank vorbeizugehen, um sich ein wenig Handgeld von seinem Konto abzuheben.
Ob ich irgendeine Möglichkeit sehen würde, aus den nicht abgerechneten Reisekosten einen Vorschuss auszuzahlen.
Eigentlich hätte ich sein Ansinnen abschlagen müssen, jedoch wäre dies gegen meine persönliche Einstellung für meine Verantwortung als Rechnungsführer gegangen.
Dabei spielte sein Dienstgrad keine Rolle für mich, jeder meiner Mannschaft würde die gleiche Behandlung bekommen.
Kurz überschlug ich den voraussichtlichen Zahlbetrag des Reisekostenantrages, welchen wir rasch gemeinsam ausfüllten.
Auf meine Verantwortung zahlte ich ihm gegen Unterzeichnung einer Vollmacht im Beisein des Wachoffiziers zweidrittel des Betrages aus.
Er bestand auf einen Zeugen des Vorganges, falls ihm unterwegs etwas passieren sollte.
Knapp 10 Minuten später konnte er zufrieden lächelnd in sein bereitstehendes Dienstfahrzeug einsteigen.
Anschließend übernahm ich meinen abgebrochenen Wachdienst, ohne dass der Wachhabende (Schmadding) auch nur noch einen Ton sagte.
Im Nachhinein denke ich, es könnte mit daran gelegen haben, dass ich den Zerstörer vom ersten Tag an als mein Schiff angesehen habe.
Damit machte ich ihm diesen Rang nach seiner Meinung streitig, wobei wir beide fachlich total unterschiedliche Bereiche vertraten.
Er war der dienstälteste Bootsmann des seemännischen Dienstes und ich bloß ein kleiner Maat, welcher für die Zahlungen an die Besatzung verantwortlich zeichnete.
Also wirklich keinerlei Überschneidungen von Kompetenzen, außer dass mein Posten üblicherweise von einem höheren Dienstrang bekleidet wurde.