Meine Marinezeit – von Toulon nach Cadiz

Von Toulon fuhren wir in Richtung Atlantik, passierten Gibraltar und nahmen Kurs auf Cadiz.

Eben erst trugen wir noch lange Hemden und Jacken und nun stand zum Glück auf dem Tagesdienstplan, Sommeruniform für den Ausgang.

Wie doch ein paar Seemeilen einen dermaßen großen Wetterunterschied ausmachen können.

Einigen von uns kam die Idee, wir könnten ja einfach den Winter in Spanien verbringen, aber leider dauerte der Aufenthalt lediglich drei Tage.

Da sich die Seefahrt ungeplant in die Länge zog, mussten die Wehrpflichtigen, welche ihre Zeit hinter sich hatten, irgendwie nach Hause kommen.

Ohne dass die Reisekostenanträge vorher von der Truppenverwaltung geprüft wurde, trat ich damit in eine gewisse finanzielle Vorlage.

Im ungünstigen Fall, sollte ich mich total verrechnet haben, müsste ich für die Differenz aufkommen und anschließend zusehen, wie ich an mein Geld komme.

Als wenn ich dies geahnt hätte, hatte ich vor der Abfahrt mit dem Zahlstellenleiter der Flottille die möglichen Optionen für solche Fälle durchgesprochen.

Ein alter Hauptbootsmann, der selbst jahrelang zu See gefahren war, kannte einige Kniffe, wie man seinen Job machen konnte, trotz schwieriger Umstände.

Zuerst füllte ich zusammen mit den zur Entlassung anstehenden Mannschaftskameraden die nötigen Formulare aus.

Danach ließ ich mir von jedem eine schriftliche Vollmacht geben.

Somit konnte ich einen Abschlag von 75 % auszahlen und den Rest, nachdem die Verwaltung die Sachen geprüft hatten, überweisen.

Wer nicht dazu bereits war, was nur ein geringer Anteil war, bekam keinen Vorschuss und musste zusehen, wie er zurück nach Deutschland kommt.

Ich ließ sie jedoch nicht ganz im Regen stehen, sondern empfahl, sich an die deutsche Botschaft zu wenden, die in solchen Fällen auch behilflich ist.

Eine weitere Maßnahme, die mir innerhalb der Mannschaft, bis hoch zum Kommandanten, stark angerechnet wurde.

Allerdings sahen die Rechnungsführer unseres Geschwaders dies mehrheitlich nicht so gerne.

Sie mussten mit zusammengebissenen Zähnen meinem Beispiel folgen, da die Nachricht sich rasch unter den Mannschaften verbreitete.

Später erfuhr ich, dass sie sich nicht die extra Arbeit machten, die Restbeträge zu überweisen, sondern dies der zivilen Verwaltung überließen.

Ich war mich sicher, diese Bootsmänner würden mich nie leiden können und jeden Fehler von mir sofort ausnutzen.

Für mich kein Stress, sondern eher eine Herausforderung, die ich gerne annahm und worüber ich später noch ein paar Erlebnisse zu berichten weiß.

Im Prinzip mag ich keine Intrigen, lernte indes schon in jungen Jahren mich entsprechend zur Wehr zu setzen.

Weitere Erinnerungen aus meiner Marinezeit
Inhaltsverzeichnis – Lebenserinnerungen – Marine
Inhaltsverzeichnis – Lebenserinnerungen – Marine – 1. Dienststelle
Werbung

Über einen Kommentar freue ich mich (ACHTUNG: Wenn Ihr hier kommentiert, speichert WordPress Eure IP-Adresse und bei Angabe auch Eure E-Mail. Der Antispamdienst Akismet und Gravatar nutzt diese Daten zur Prüfung. )

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..