Nach einer unruhigen Nacht, empfand ich das Wecken um 6:00 Uhr schon fast eine Erlösung.
Die ungewohnte Umgebung mit den 7 Kameraden auf der Stube und immer mal wieder Geräusche auf dem Flur führte nicht unbedingt zu einem ruhigen Schlaf bei mir.
Aber auch die Gedanken, was noch so alles neues auf mich zukommen würde, störte meinen Nachtschlaf.
Wie in den Unterlagen angekündigt, wurde 5 Minuten vorher geweckt, das sogenannte Locken.
Man konnte sich entweder noch mal umdrehen, oder gleich als erster in die viel zu kleinen Waschräume zu kommen versuchte.
Bis zum Ende meine Marinezeit blieb mir diese Eigenart des morgendlichen Wachwerdens ein Rätsel.
Alle die jedoch nach 6 Uhr, beim Rundgang der Ausbilder, noch in der Koje vorgefunden wurden, sollten bei der anschließenden Musterung merken, was dies zur Folge hatte.
Froh endlich aufstehen zu dürfen, war ich einer der Ersten im Waschraum.
Daher hatte ich danach genügend Zeit, mich in Ruhe anzuziehen, um zur Musterung vorm Gebäude anzutreten.
Was aber keinesfalls alle von uns so handhabten.
Natürlich waren die Ausbilder weder mit der Geschwindigkeit, noch der Art des Antretens zufrieden und sortierten die einzelnen Stuben in einer für uns vorerst unverständlichen Ordnung.
Anschließend durften wir das Ganze so lange wiederholen, bis es einigermaßen klappte und der Zugführer zum Morgenappell erschien.
Jeder Gruppenführer musste Meldung machen, ob seine Leute vollzählig waren, sich im Sanitätsbereich oder sonst woanders befanden.
Bevor es dann zum Reinschiff machen (Putzen der Stuben, Fluren, Waschräumen, Toiletten) ging, wurden die aufgerufen, die in der Nacht auf dem Flur waren und aufgefordert vorzutreten.
Sie durften die nächsten drei Tage, nach dem Abendessen, beim Säubern der Essensausgabe helfen, damit sie die nötige Bettschwere für die Nacht bekämen (Originalton des grinsenden Zugführers).
Die morgens nicht aus dem Bett kamen, sollten sich für die nächsten 3 Tage bereits um 05:30 Uhr beim diensthabenden Unteroffizier melden, damit sie lernen, pünktlich aus den Kojen zu kommen.
Danach wurde von jeder Stube einer ausgewählt, der die Gemeinschaftsräume zu putzen hatte und die anderen die eigene Stube.
Bis 7 Uhr musste alles erledigt sein, denn dann erfolgte die Abnahme durch die Ausbilder, bevor es Antreten zum Frühstück fassen hieß.
Hier hatten wir 30 Minuten, um ins Gebäude zu kommen, mit einem Blechtablett an die Ausgabestelle heranzutreten, Brot, Wurst, Käse, Marmelade, Butter, eine Tasse heißen Kaffee einzusammeln und an den zugewiesenen Tischen zu essen.
Denn dann erfolgte der Befehl Tisch (Back) räumen, säubern und vor dem Gebäude zum Abmarsch antreten.
Dabei war es egal, ob man gerade mal ein paar Bissen vom Brot hatte, aufstehen bedeute, dies unverzüglich zu tun.
Etwas mitnehmen zum späteren Verzehr wurde nicht gestattet und penibelst am Ausgang kontrolliert.
Wer erwischt wurde, durfte eine Runde um den Exerzierplatz drehen.
Als Nächstes ging es zur Kleiderkammer, wo wir unsere Bekleidung und sonstige Ausrüstung für die Grundausbildung bekamen.
Mehr darüber im nächsten Beitrag.
Gut, dass ich nie bei diesem Trachtenverein war. Der Sinn des Ganzen erschließt sich mir nicht. 😀
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Lustig ist das Soldatenleben, fuer manche heute wuerde ich diese Erfahrung dringend empfehlen!
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Aber nicht so wie dieser Verein heute ausschaut und geführt wird.
Da muss man sich fast schämen, dabei gewesen zu sein, finde ich.
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Man muss sich nicht schaemen, man muss stolz sein, dass man das jetzt nicht mehr miterleben muss.
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Dennoch blutet mir das Herz, wenn ich das so mitbekomme aus der Presse und Internet.
Besonders da ich im Moment gerade dabei bin, diese Zeit in meinen Lebenserinnerungen niederzuschreiben.
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total interessant, ich freue mich darauf die Fortsetzung zu lesen😊
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