Mit entsprechend höherem Selbstwertgefühl machte ich mich am nächsten Tag auf den Weg zum zweiten vereinbarten Vorstellungsgespräch.
Dieses Mal hatte ich mich noch besser vorbereitet, und Notizen gemacht, was ich beim abschließenden Gespräch alles fragen möchte.
Denn dass ich bis dahin kommen würde, war für mich keine Frage mehr.
Und so verlief es auch ganz nach meinem Wunsch.
Der schriftliche Test war ein Kinderspiel und ebenso das persönliche Gespräch mit dem Personalleiter.
Als er mich auf offene Fragen ansprach, und ich meine vorbereiteten Notizen heraus nahm, blieb mir sein Erstaunen nicht verborgen.
Aber da ich mit einem bereits vorhandenen Vertrag, der nur noch von mir und meinen Eltern unterschrieben werden müsste, nichts zu verlieren hatte, war ich bereit ein gewisses Risiko in dem Gespräch einzugehen.
So wollte ich unbedingt wissen, wie lange ich, in welchen Abteilungen ausgebildet würde, und ob dies schriftlich im Lehrvertrag angeführt wäre?
Denn von dem wenigen was meine Schwester erzählte, wusste ich, wie leicht es passieren konnte, dass man der Willkür eines Vorgesetzten ausgesetzt und die gesamte Lehrzeit in der selben Abteilung verbrachte.
Aber scheinbar bestätigte ich damit lediglich, dass bereits vorhandene Gefühl meines Gegenübers, genau der Richtige für die Lehrstelle zu sein.
Viele der Abteilungsleiter hatten dort mit ihrer Lehre angefangen und sich durch Engagement hochgearbeitet, wie mir der Chef der Personalabteilung später erzählte.
Während ich anschließend durch den gesamten Betrieb geführt wurde, bereitete der Personalchef bereits meinen Vertrag vor.
Darin enthalten war eine genaue zeitliche Abfolge wann und wie lange ich in welcher Abteilung ausgebildet würde und um welche Tätigkeiten es sich handelt, die nicht unbedingt zur Ausbildung gehörten.
Denn allzu oft schon hatte ich gehört, dass die Lehrlinge gerne für Post- und Einkaufsdienste eingesetzt wurden.
Und hier wollte ich sicher gehen, dass sich diese Aktivitäten in einem entsprechenden Rahmen hielt.
Also ich musste auch einholen und jeden Freitagnachmittag die Setzerei sauber machen. Der Freitagnachmittag bereitete mir schon deshalb immer viel vergnügen, weil ich dabei mit allen Gehilfen quatschen konnte. Geschadet hat mir das nicht. Denn auch dadurch hat man etwas gelernt. Beim Einholen auf das Geld zu achten und beim sauber machen, dass man Ordnung hält. In den 1960er Jahren war es ohnehin üblich, dass Lehrlinge solche Arbeiten verrichteten.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Respekt, dass du mit vierzehn so super vorbereitet warst!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Na ja, ich war irgendwie schon immer meinem Alter etwas voraus.
Was aber leider auch bereits mit 50 Jahren zu einem totalen Burn-out führte und damit verbundenen Erwerbsunfähigkeit.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Autsch, das tut mir leid zu hören! Aber ich hoffe, du bist da einigermaßen gut wieder rausgekommen und kannst jetzt deinen Ruhestand genießen!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Leider werden nicht mehr alle Auswirkungen verschwinden, aber dass, was ich noch genießen kann, mache ich, so gut es eben an dem jeweiligen Tag geht.
Gefällt mirGefällt mir