Zum Halbjahreswechsel der 4. Klasse kam ich auf die Idee meine Klassenlehrerin zu fragen, ob ich eventuell ein paar Stunden beim Hauswirtschaftsunterricht der Mädchen teilnehmen dürfte.
Der Werkunterricht von uns Jungen langweilte mich, da ich weit interessantere Dinge mit meinem Vater bastelte und baute.
Nach Rücksprache mit dem Rektor, der Hauswirtschaftslehrerin und dem Werkunterrichtslehrer hatte keiner etwas dagegen einzuwenden.
Ganz unvorbereitet war ich ja auch nicht, denn meiner Mutter und Schwester schaute ich öfters beim Nähen und Häkeln über die Schulter.
Genauso wie beim Kochen bzw. ich hatte schon einige eigene Kocherfahrungen gesammelt.
In der ersten Unterrichtsstunde schauten die Mädchen ganz verwundert, was ich dort wolle oder ob ich mich verlaufen hätte.
Aber schon rasch war ich ein voll integrierter Mitschüler, von allen akzeptiert.
Die Jungs meiner Klasse wollten mich damit ein bisschen aufziehen.
Verstummten jedoch rasch, nachdem die Lehrerin ihnen den Vorschlag machte, es doch selber einmal zu versuchen, so einfach wäre dies nicht.
Ich lernte unter anderem verschiedene Möglichkeiten, einen Knopf anzunähen, einen Topflappen und Untersetzer zu häkeln.
Das Endergebnis war dann ein gehäkeltes Mäppchen, innen mit feinem Seidenstoff gefüttert, zum Verwahren von Nähnadeln.
Andere Dinge kannte ich bereits von der Mithilfe bei der Hausarbeit daheim.
Leider kam in diesem Jahr das Stricken noch nicht dran, denn mit großem Interesse sah ich meiner Mutter dabei zu, wie sie aus einem Knäuel Wolle einen Pullover zauberte.
Mein Abschlussessen war eine große Scheibe Fleischwurst in der Pfanne zu einem Schälchen gebraten.
Klein gewürfelte Kartoffeln als Rosmarin-Bratkartoffeln darin und ein Spiegelei darüber.
Dazu einen Feldsalat mit gestiftelten Radieschen, einem Dressing aus Öl und Essig.
Als Nachtisch ein Omelett mit Pflaumenmus gefüllt und Puderzucker bestreut.
Alles Dinge, die ich gerne selbst verspeiste, nur zu einem Gericht kombiniert.
Am nächsten Samstag, kochte ich dies zuhause nach, da meine Eltern sehen und vor allem schmecken wollten, was ich da so gezaubert hatte.
Ausgehend davon, dass alles, bis auf den letzten Krümel, verputzt wurde, gehe ich davon aus, es muss geschmeckt haben.
Und wurde noch öfters von mir oder meiner Mutter nachgekocht.
Ich kenne das, deswegen koennen wir heute unabhaengig sein im Gegensatz zu unseren nachfolgenden Generationen.
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Zum Glück sind nicht alle so ungeschickt und ich hoffe, die Anzahl derer die wenigstens was für ihr eigenes Leben lernen wollen steigt.
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Die Hoffnung kannst du vergessen Dieter, unsere Lehrerinnen konnten noch mit Nadel und Faden umgehen, heute wissen sie nicht wie eine Nadel aussieht.
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Naja, so schwarz seh ich das nicht unbedingt und es soll Schulen geben die dafür extra Hauswirtschaftslehrerinen beschäftigen
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Dieter entschuldige, aber es ist schoen fuer mich zu lesen, dass jemand noch Illusionen hat, ich habe mir schon 1989 keine mehr gemacht.
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Wer will heute noch Hauswirtschaft lernen, es gibt nur noch Akademiker, wer will noch arbeiten.
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Jetzt mußte ich lachen, Dieter, denn bei mir war das genau umgekehrt, ich hätte immer so gerne mit unseren Jungs Werkunterricht statt Handarbeiten gehabt. Weil das nicht ging, leider, hat dann mein Vater mich ein bissel angeleitet und ein Vogelhäuschen mit mir gebaut. Für Handarbeiten hab ich mich dann erst als junge Frau wieder interessiert.
Wir wünschen dir einen schönen Abend, liebe Grüße
Monika und Mimi.
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Ich wünsche auch dir und Mimi einen schönen gemütlichen Samstagabend
Viele Grüße
Dieter
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Sehr schöne Erinnerungen. Beim Essen ist mir das Wasser im Mund zusammen gelaufen.
Wir waren in der Schule schon weiter. Auch Jungs durften kochen und nähen.
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Finde ich auch richtig so, je früher um so besser.
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Strümpfe stopfen, Wäsche zusammenlegen, Knöpfe annähen. Basics
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Handarbeitsunterricht hatten bei uns alle gemeinsam.
Kochen + Werken wurde wg. der Größe der Schulküche jeweils halbjährlich unterrichtet und dann gewechselt. Wer in welche Gruppe kam wurde ausgelöst. Ich bin dann auch mal in eine reine Jungengruppe im Werken gelandet. Danach damit beim Kochen.
Der Werkunterricht in der Jungengruppe war interessanter. Da hatte jeder schon privat mit Werkzeug hantiert im Gegensatz zu den Mädels, bei denen zum Teil erst Grundlagen erklärt werden mussten. Wg. meiner Geschicklichkeit durfte ich dann auch die Kreissäge bedienen. Ich wuchs ja schließlich auf einer Dauerbaustelle auf und mein Vater hat mir den Umgang mit jeglichem Werkzeug gerne erklärt. Den damals gebastelten Setzkasten (es waren die 80 er) schenkte ich meiner Schwester zum Geburtstag und sie hat ihn heute noch in ihrem Arbeitszimmer an der Wand hängen.
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Leider hatten wir in den 60er Jahren da noch keine so große Auswahl.
Sowohl Kochen als auch Werken waren mehr oder weniger abhängig von den vorhandenen Hilfmitteln. Vieles musste man dann einfach von zuhause an Werkzeug mitbringen.
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