Die ersten 4 Jahre lebten wir in einem kleinen Dorf mit knapp 1.500 Einwohnern.
Ein Großteil davon waren mehr oder weniger mit meiner Mutter verwandt, was nicht verwunderlich ist, wenn man von einer Großbauernfamilie abstammt, die dort bereits Jahrhunderte lebte.
Da war es fast normal 8 bis 10 Geschwister zu haben, die dann wiederum in der näheren Umgebung einheirateten.
Und so lebten viele Tanten, Onkel, Neffen, Nichten, Großtanten, Großonkel, Großnichten, Großneffen und wie sonst die Familienbeziehungen hießen um uns herum.
Wobei dies auch etliche Kilometer in den Odenwald oder in die Rheintiefebene reichte.
Dadurch wurde ich früh an lange Wanderungen gewöhnt, da meine Mutter uns gerne mit zur Verwandtschaft mitnahm.
Mein Vater hatte nicht so enge Verbindung zur Familie meiner Mutter, ob jetzt aus seinem Willen heraus oder ob er als Zigeuner nicht recht akzeptiert wurde, weiß ich nicht.
Irgendwie habe ich, nach den ersten Versuchen, es herauszufinden, wobei ich nur sehr zäh Informationen bekam, aufgegeben.
Seine Familie wohnte zumeist weiter entfernt, sodass Besuche seltener stattfanden.
Meist waren wir mit einem kleinen Handwagen unterwegs.
Zum einen konnten wir Kinder uns darin ausruhen, aber ebenfalls um das, was wir auf den Höfen so zugesteckt bekamen, unterzubringen.
Wenn es bergab ging, saßen wir schon mal zu dritt in dem Wagen und genossen die Schussfahrt.
Leider schliefen diese Besuche mit der Zeit immer mehr ein.
Zum Teil lag es daran, dass wir in die Stadt zogen und dass tägliche Leben dort deutlich hektischer ablief.
Irgendwie hielt meine Mutter über all die Jahre den Kontakt lose aufrecht.
Entweder traf sie diese zufällig in der Stadt oder bei der Arbeit und da wurde natürlich immer das Neuste aus der Familie erzählt.
Nachdem sie in Rente gegangen war, fing sie erneut mit den regelmäßigen Besuchen ihrer Verwandtschaft an.
Ich hatte vor Jahren mal versucht einen Stammbaum über die Familie, auch von meinem Vater, aufzuschreiben, gab es aber recht schnell auf.
Es wurde einfach zu weit verzweigt, dass keine vernünftige Übersicht möglich erschien, zumindest mit den damaligen Hilfsmitteln.
Noch heute laufen mir Menschen über den Weg, manchmal zufällig im Internet, die entfernte Cousinen und Cousins von mir sind, die ich noch nie gesehen hatte zuvor.