Die Jahre bevor die Mauer fiel

Nachdem ich 1986 aus Amerika zurück war, fasste ich unerwartet schnell wieder Fuß in meiner beruflichen Selbstständigkeit.

 

Mir erschien es teilweise so, als wenn meine alten Kunden nur auf meine Rückkehr gewartet hätten. Und auch neue Kunden kamen ohne Werbung von meiner Seite einfach durch Mund zu Mund Propaganda.

 

Von Jahr zu Jahr steigerte sich meine Produktivität, die ich an meinem jährlich steigenden Umsatz, der wiederum meine geleisteten Stunden reflektierte, ablesen konnte.

 

Welche Jahreszeit jeweils vorherrschte, konnte ich damals ausschließlich nur daran erkennen, ob es beim Wegfahren am frühen Morgen schon hell oder noch finster war. Denn beim Nachhause kommen, etwa 16-18 Stunden später, war es ja immer schon dunkle Nacht.

 

Und nachdem dies meistens 6 Tagen die Woche so lief, hatte ich lediglich am Sonntag die Möglichkeit etwas länger als nur 5 Stunden zu schlafen, bevor ich mich an die liegen gebliebenen Büroarbeiten machte, um anschließend mit den Vorbereitungen für die kommende Woche zu beginnen.

 

Was letztlich bedeutete, dass ich im Monat auf mindestens 300 Arbeitsstunden kam.

 

Im Jahr 1989 hatte ich dann drei große Kunden gleichzeitig zu betreuen, nämlich zwei Banken in Frankfurt, und eine Versicherung in Karlsruhe. Und so musste ich morgens immer darauf achten, in welche Richtung ich auf die Autobahn fuhr.

 

Nachdem es damals noch kein Internet, Laptops oder Handys gab, hatte ich immer drei volle Aktenkoffer mit den aktuellen Unterlagen aller drei Kunden mit mir herum zu tragen.

 

Denn es konnte auch mal passieren, dass ich in Frankfurt war, und ein dringender Anruf es nötig machte, sofort nach Karlsruhe zu kommen.

27 Antworten zu “Die Jahre bevor die Mauer fiel

  1. Wow, das war ja eine heiße Zeit. Hat sicher auch viel Spaß gemacht und Hut ab vor dem was Du da geleistet hast. Aber ein Burnout war da schon vorprogrammiert. Ich weiß dass man es in dem Moment nicht wahr nimmt..kenne mich da ja aus..es ist so ein schleichender Prozess.

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    • Deswegen war ja auch mein großer Plan bis spätestens 45 soweit zu sein das ich mit meiner normalen Arbeit aufhören könnte und nur noch das machen würde was mir am meisten Spaß bereitet.

      Burnout war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt (zumindest hatte ich noch nichts davon gehört)…

      Leider war ich da einige Jahre schon soweit und habe mich dann von „guten Freunden“ überreden lassen mich in einem anderen Bereich zu betätigen. Ist aber eine andere Geschichte….

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      • Als ich das erste Mal im Betrieb umgefallen bin und der Notarzt ein Burnout diagnostizierte, dachte ich dass wäre ein Modebegriff..leider fand ich erst bei dem 3. raus wie ernst die Sache ist.

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        • Da hattest du Glück mit dem Arzt…. bei meinem großen Zusammenbruch vor Amerika und Trennung von meiner Frau da meinte der Notarzt nur ich solle mich zusammenreißen so schlimm sei es nicht.

          Nur das ich drei Monate kaum ohne Gehhilfe stehen bzw. laufen konnte…

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          • Was ein Idiot! So viel zum Thema Ärzte.
            Mein Notarzt hat mich damals total lahm gelegt und Stunden neben mir gesessen. Und erst als klar war, dass mich jemand nachhause bringt und ich versorgt bin, ist er gefahren.

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            • Ich hab nu reine Spritze bekommen und den Rat am nächsten Tag zu meinem Hausarzt zu gehen.

              Meine Ärztin hätte fast einen Herzanfall bekommen als sie mich in ihre Praxis wanken sah… gottseidank bin ich zu Fuß gegangen und nicht noch mit meinem Auto gefahren.

              Da der Notarzt es so herunter gespielt hatte meinte meine Frau auch am nächsten morgen sie könne ja ruhig zur Arbeit fahren …. es wäre alles halb so wild und in ein paar Tagen vergessen….

              Nachdem es mir dann drei Monate später wieder besser ging erinnerte ich mich an das Vergessen und habe ihre Koffer vor die Wohnungstüre gestellt.

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              • Kann ich verstehen. Denn wer im Sturm nicht bei mir ist, den brauche ich auch bei Sonne nicht 😉
                Harte Entscheidung, aber zurecht.

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                • Im Nachhinein bin ich sogar froh, denn ohne die Trennung wäre ich nie nach Amerika gekommen.

                  Und das es ihr nicht zu schwer fällt habe ich ihr noch ein kleines Auto gekauft (meins konnte sie ja nicht mehr weiter fahren *g) und dann noch eine Waschmaschine für ihre neue Wohnung….

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                  • Da warst Du ja echt großzügig. Also meine Männer sind immer ausgezogen und haben mehr mitgenommen, als dagelassen 😉

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                    • Naja… Geld und irgendwelche toten Dinge waren für mich noch nie so wichtig…

                      Ich habe auch nicht die vielen Stunden wegen dem Geld gearbeitet sondern wegen dem Spaß am erledigen von Problemen. Je größer das Problem um so mehr Spaß 🙂

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                    • Geht mir auch so. Ist wie der rote Faden in meinem Leben. Mich nervt es nur wenn es nicht voran geht, oder man sich im Kreis dreht.

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                    • Da kannst du ja auch nachfühlen wie es mir öfters geht… wenn ich einen guten Tag habe könnte ich wer weiß was alles erledigen aber an schlechteren tagen bin ich froh wenn die allgemeinen Routinearbeiten (Putzen, Einkaufen, mit dem Wuschel rausgehen, Brotbacken, etc.) einigermaßen über die Bühne gehen.

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                    • Oh ja, das kann ich. Ich habe Tage, da könnte ich sonst was machen und laufe über vor Energie und dann gibt es Tage an denen würde ich mir am Liebsten die Decke über den Kopf ziehen und einfach schlafen. Manchmal schaffe ich es gerade mit Kim rauszugehen. Jetzt kannst Du auch nachvollziehen, wieso ich diese Hundespiele habe..sie soll ja nicht unter meiner Tagesform leiden.

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              • Hmm, die Koffer vor die Tür gestellt?
                In Österreich funktioniert das nicht, wenn sie Deine Ehefrau ist.
                Hier ist es so, dass bei einer Scheidung festgelegt wird, was eine Frau z.B. in die Ehe eingebracht hat (wenn sie berufstätig war), und danach richtet sich dann was ihr gehört und was nicht. Vorallem wenn der Mann die Scheidung einreicht, ohne driftigen Grund (also Ehebruch in flagranti) dann muss er der Frau eine ebenbürtige Wohnung kaufen, wenn er sie aus dem Haus haben will.
                Doch solange die Scheidung nicht durch ist, hat sie das volle Recht im gleichen Haushalt zu wohnen.
                Ist offensichtlich in Deutschland anders, sonst wäre es ja nicht so abgelaufen. 😀

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                • In Deutschland gibt es keine Schuldfrage mehr bei einer Scheidung und außerdem wollte meine Frau wegen meiner Selbstständigkeit zur Absicherung einen Ehevertrag…

                  Kein Zugewinn und in die Ehe hat sie nichts mit eingebracht.

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  2. Es tut gut auch mal dafür Anerkennung zu bekommen …. aber leider bekommt man früher oder später die Quittung für so ein Raubbau am eigenen Körper und Geist…

    Liebe Grüße
    Uschi

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    • Klar. Der Mensch lebt vom Brot alleine nicht. Da gehört schon mehr zum Leben. 🙂 Allerdings wirkt es auf mich, als ob es immer schwerer ist, für irgend etwas Anerkennung zu bekommen.

      Meine Mutter hat wegen ihrer Powereinstellung irgendwann mit Mitte 40 Neurodermitis bekommen.

      Liebe Grüße
      Macha

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      • Ich habe auch feststellen müssen das es normal ist gute Leistung als was selbstverständliches anzusehen aber bei weniger guter Leistung wird sofort der dicke Knüppel ausgepackt…

        Ganz nach dem Motte „Wer nichts Leistet ist nichts Wert“ … und das im Land das einmal bekannt war als „Land der Dichter und Denker“ ….

        Zu meiner Lehrzeit hat man so eine Reaktion wie bei deiner Mutter als eine Form der inneren Kündigung angesehen… aber nicht erkannt das das auch ein Krankheitssymptom sein kann….

        Liebe Grüße
        Uschi

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  3. Der Bericht vom 10.Nov. hört sich an, als wenn du Spaß an deiner Arbeit hattest! Und das ist doch die Hauptsache! Oder? Allerdings solltest du noch mal über deinen Text gucken und ihn verbessern, und Sätze umstellen, und auf Groß-und Keinschreibeung achten. Hast du Jem. der Korrektur lesen kann? falls du deinen Text eine Verlag anbietest, wäre mein Tipp, ihn noch mal zu überarbeiten.
    Was machst du heute? Ich kann ir bei dir nicht vortellen, das du im Ruhestand bist, eher im Unruhestand.
    Schlaf gut. Nele

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    • Eigentlich dachte ich alle Texte, die bereits lektoriert wurden, auch hier aktualisiert zu haben, aber da ist mir scheinbar doch noch etliches durch die Maschen gerutscht.

      Leider bin ich nun bereits mehrere Jahre erwerbsunfähig wegen Burnout und bekomme sogar eine kleine Rente deswegen.

      Der letzte Gutachter meinte zum Abschluss, ich solle mir ein schönes Hobby suchen, was für mich bedeutete, er sieht keine Chance auf Besserung.

      Also versuche ich mich, so gut es geht, damit zu arrangieren.

      Dir auch eine gute Nacht
      VG Dieter

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      • Moin Dieter,
        vielleicht gibt es in deiner Stadt ja die Möglichkeit einen kreativen Schreibkurs zu besuchen. Dann würdest du mehr Infos bekommen, wie man was ausdrückt und was man mehr ausschmückt. Und du hast die Möglichkeit, dich mit Leuten, die auch schreiben, auszutauschen.
        Das du einen Bournout bekommen hast tut mir Leid für dich. Ob es eine natürliche Folge der vielen Arbeit war? Ich habe schon sehr früh nicht nur gearbeitet. Durch meinen Bayern-Aufenthalt fing ich mit dem kreativen Schreiben an und besuchte auch Schreibkurse in München. Der Dozent machte seine Arbeit sehr gut, und wenn ich alle paar Jahre mal in Bayern bin, dann besuche ich seinen Kurs.Das Schreiben hat mich durch meine ganze Arbeitszeit gerettet. Denn ich wurde über 8 Jahre gemobbt. Ich habe mir Hilfe gesucht, aber nie bekommen. Bin nach einigen Jahren sehr krank geworden (mein Rheuma und die Allergie kamen erst recht zum Ausbruch.) Das hatte zur Folge, das ich immer öfter krank war, und mir der Arbeitgeber mit Kündigung drohte. So nahm ich mir einen Anwalt und der half mir den fiesen AG los zu werden. Aber arbeiten konnte ich nicht mehr. Der Amtsarzt vom Arbeitsamt fragte mich, ob ich schon mal daran gedacht hätte, in Rente zu gehen. Da war ich fast 50. Zunächst fiel ich aus allen Wolken, aber nach und nach freundete ich mich mit dem Gedanken an. Nach einer schweren Zeit, der Gutachterbesuche und deren miesen Äußerungen(die scheinen Prämien zu kriegen, für jeden Kranken, den sie abwimmeln können) habe ich mir Hilfe von einer sozialen Organisation geholt. Dann war ich Frührntnerin. Als ich 2005 im Sommer von der BfA den Bescheid in den Händen hielt, kamen mir dann doch die Tränen. Scheiße. Ich könnte doch noch arbeiten, aber nicht mehr mit irgendwelchen Kollegen!!!
        Vielleicht kannst du ja mit diesen Tipps etwas anfangen? : Ich schreibe meine Geschichten zuerst mit Kuli in ein Heft. Wenn die fertig ist lasse ich sie eine gewisse Zeit liegen. Ca. 4 Wochen bis 6 Monate. Anschließend korrigiere ich sie und schreibe sie in den Computer. Die Computerarbeit ist sehr arbeitsintensiv, weil ich da noch Sätze umstelle, Ausdrücke verbessere, Fehler korrigiere. Dann lasse ich die Geschichte wieder einige Zeit unberührt. Nach ca. 6 Monaten lese ich sie noch mal und korrigiere sie wieder. Den zeitlichen Abstand brauche ich um die Geschichte fast wie ein Fremder zu lesen und zu korrigieren.
        Ich hoffe, das dir meine Tipps etwas geholfen haben? Schreiben ist auch Arbeit. Ich schreibe seid 1995.
        Schönen Mittwoch. Nele + Bär
        PS:Liegt bei dir auch so viel Schnee? Bei uns fing es an zu schneien am Sonntagnachmittag den Montag einige Stunden und den Dienstag ebenso. Aber ab Morgen solls ja schon wieder wärmer werden. Ob das nun schon der Winter war? Oder ob da noch was kommt? Na, abwarten.

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        • Hallo Nele

          Über den Besuch eines Schreibkurses hier in der Stadt oder übers Internet hatte ich auch eine Zeit lang nachgedacht. Leider sehe ich da große Probleme in meiner nicht mehr so guten Konzentrationsfähigkeit.

          Seit etwa 2 Jahren hilft mir meine geliebte Michelle aus Wien dabei, meine Texte zu verbessern.

          Ich habe heute 5 der alten Lebenserinnerungen aus 2013 gegen die aktuell Lektorierten ausgetauscht, bin aber nicht sicher nun alle auf dem letzten Stand zu haben.

          Für Tipps zur Verbesserung meines Schreibens bin ich immer sehr empfänglich und dankbar.

          Den langen Weg über die vielen Gutachter kenne ich leider ebenfalls aus eigener Erfahrung und bin froh dies nun endlich hinter mir zu haben. Auch wenn es nur eine Erwerbsminderungsrente gibt bis zum erreichen des Rentenalters in 2022.

          Ich wünsche dir einen schönen Mittwoch
          VG Dieter

          PS: Vom Winter ist hier nichts zu bemerken, weder Schnee noch Kälte

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          • Lass dir ruhig Zeit mit dem Korrigieren deiner Lebensberichte. Ich hoffe nur, das ich nicht zu brutal war, denn dann ist es keine konstruktive Kritik, sondern Scheiße!!!
            Auch Lektoren machen Fehler. Ich hoffe sie ist auch Lektorin, und nicht jem. der dich aus dem Internet nur abzockt.
            Schlaf gut. Nele

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            • Wir erarbeiten zusammen die Texte und sie ist meine Freundin die dafür kein Geld verlangt. Ohne sie hätte ich bereits längst wieder damit aufgehört zu schreiben.
              Wünsche dir auch eine gute Nacht
              VG Dieter

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            • howtosurvive1988

              Es war keine konstruktive Kritik, also…….., wie Du bereits sagtest.

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  4. Wow also beim Lesen dieser Erinnerungen kann man schon erahnen, wie Du durch die Gegend gehetzt bist. So etwas geht nur eine Weile gut, aber das merkt man halt leider selbst am wenigsten.
    Bleibt zu hoffen, dass es Dir irgendwann besser geht.

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    • Viel besser wird es wohl nicht mehr, aber ich lerne mich damit zu arrangieren und mein Leben entsprechend einzurichten.

      Was ja auch eine Verbesserung ist gegenüber dem völligen überrascht werden von der Erkrankung.

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